Die Bekassine ist eine mittelgroße, langschnäbelige Schnepfe, die gerne zu den Juwelen feuchter Moor- und Wiesenlandschaften gezählt wird.
930.000 bis 1,9 Millionen Brutpaare gibt die Organisation Birdlife International (2004) für das Jahr 2000 an, für Deutschland nennen Gedeon et. al. den Bestand mit 5500-8500 Paaren für den Zeitraum 2005-2009. Die Art gilt als nicht bedroht.
Dennoch ist der Bestand deutschlandweit seit 1985 um etwa 80% geschrumpft. Der “Atlas der Brutvögel in Niedersachsen und Bremen 2005 – 2008” berichtet über 7000 Brutpaare für das Jahr 1980 in diesen Bundesländern, 2005 bis 2008 konnten hier nur noch um die 1900 Paare gezählt werden. Und die Gründe für diesen Rückgang bleiben weitgehend rätselhaft.
Torfabbau, Tockenlegung von Feuchtgebieten und die intensive Landwirtschaft, so werden die Gründe für die Dezimierung der nationalen Bestände gerne aufgezählt und fast gebetsmühlenartig wiederholt. Diese Faktoren werden sicher eine wichtige Rolle gespielt haben, aber ist der Verlust dieser Masse an Brutpaaren damit hinreichend erklärt?
“Zur Bestandserhaltung der Bekassine sind insbesondere Wiedervernässungen im Grünlandbereich erforderlich”, so liest man bei Glutz (Hrsg., 1977). Tatsächlich sind in Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein in den letzten 35 Jahren tausende Hektar trockengelegtes Grünland wiedervernässt und extensiviert worden. Es wurden Moore großflächig renaturiert und offengehalten. Ohne allerdings den erhofften, positiven Effekt auf die Bestände brütendender Bekassinen oder des Großen Brachvogels damit zu erzielen. Angesichts der Tatsache, dass Bekassinen sehr konzentriert brüten und Dichten von bis zu 8 Brutpaaren auf 10 Hektar Fläche erreichen können, ist das um so erstaunlicher.
Das bedeutet sicherlich nicht, dass diese Maßnahmen sinnlos waren, denn es haben viele andere Tier- und Pflanzenarten profitiert; sie sind der landschaftlichen Vielfalt und der Artenvielfalt in vielerlei Hinsicht zugute gekommen. Dass die positiven Effekte für die Bekassine bislang wider Erwarten weitgehend ausgeblieben sind, gehört sicher zu den herben Enttäuschungen des Naturschutzes der letzten Jahrzehnte. Aber: Was noch nicht ist, kann ja vielleicht noch werden…
Immer wieder zeigen Untersuchungen auch den sehr negativen Einfluss der Raubsäuger, insbesondere des Rotfuchses, auch auf die Bestände der Bekassine. Wer die Himmelziege, wie sie auch genannt wird, fördern möchte, der sollte sich nach wie vor auch Gedanken machen, wie der negative Einfluss insbesondere des Fuchses auf das Fortpflanzungsgeschehen begrenzt werden kann.
So bleibt die Bekassine auch im Wietingsmoor erst einmal noch selten. Wenn der Wanderer sie jedoch antrifft, freut er sich aufgrund ihrer Seltenheit natürlich um so mehr.