Bei der Pflege und Entwicklung des Wietingsmoores wird versucht, möglichst natürliche Verhältnisse in der Landschaft zurückzugewinnen. Im Hochmoor heißt das: Weitgehend oberflächennahe Wiedervernässung durch z.B. Grabenstau, geschicktes Wiederherrichten ehemaliger Abtorfungsflächen durch z.B. durch den Einbau von flachen Dämmen zur Kammerung u.v.m.
Zwei Jahre nach dem Absägen der Birken: Wollgras und Besenheide wachsen wieder dort, wo zuvor der Baumschatten die Vegetation verdrängt hatte.
Zwei Jahre nach der mechanischen Pflegemaßnahme: Moorschnucken haben den Stockausschlag kurzgehalten, Calluna und Scheidiges Wollgras (Eriophorum vaginatum) breiten sich wieder aus. In feuchten Bereichen erholen sich auch die Torfmoose wieder.
Im Bereich der randlichen Wiesen und Äcker werden Schlatts (Senken) und Blänken wiederhergestellt, die im Laufe jahrzehntelanger menschlicher Nutzung wegnivelliert wurden. Alte, meist temporäre Oberflächen-(Still-)gewässer entstehen so wieder neu und haben wieder ihre ursprüngliche Funktion als Landschaftsbestandteil und Lebensraum für viele (z.T. seltene) Tiere und Pflanzen.
Zusätzlich werden Gehölze und Gräser im Winterhalbjahr zurückgedrängt, um den lichtliebenden Zwergstrauch- und Torfmoospflanzengesellschaften einen Konkurrenzvorteil zu verschaffen. Unter den heutigen Umweltbedingungen sind sie sonst häufig im Nachteil: Langjährige Entwässerung hat bereits zur Nährstofffreisetzung in den oberen Torfschichten geführt. Zusätzlicher Eintrag von Düngestoffen aus der Luft führt dazu, dass die Heidegewächse und Torfmoose ohne Hilfe durch Pflegearbeiten zunächst keine Chance haben.
Ohne Moosbeeren jedoch kein Moosbeerenbläuling, ohne Heide kein Heidehonig, ohne Blütenpflanzen keine Schmetterlinge und ohne Torfmoose kein (lebendes) Hochmoor.
Daher werden im Wietingsmoor in weiten Teilen Gehölze entfernt und auch Gräser durch Schafbeweidung geschwächt. Gehölze entziehen dem Moorboden mit zunehmenden Alter immer mehr Wasser, was der Hochmoorregeneration abträglich ist.
Absägen, Mähen, Mulchen (Abschlagen und Zerkleinern der Vegetation) und kontrolliertes Brennen im Winter bereiten die Beweidung durch Schafe vor. Die Moorschnucken entziehen den Hochmoorböden, die auf Nährstoffarmut angewiesen sind, in der Biomasse gebundene Düngestoffe durch ihren Fraß.
Durch Entkusselung (Entbirkung) und Schafbeweidung wird der typische Charakter einer Hochmoorlandschaft erhalten: die weitgehende Offenheit. Mit der Offenheit behält sie ihren Wert für spezielle Lebensgemeinschaft der Offenlandschaft. Aus der Vogelwelt gehören beispielsweise dazu: Feld- und Heidelerche, Baum- und Wiesenpieper, Schafstelze, Bekassine, Raubwürger, Kranich, Goldregenpfeifer, Waldwasserläufer, Bruchwasserläufer, Kampfläufer, Flussregenpfeifer, Kiebitz, Neuntöter, Schwarz- und Braunkehlchen, Sing- und Zwergschwan, Wachtel, Baumfalke, Rohr- und Wiesenweihe, Uferschnepfe, Rotschenkel, Feldschwirl, Sumpfohreule, Kolkrabe und Großer Brachvogel.
Zwei Jahre braucht es i.d.R., bis die ersten Ergebnisse der Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sichtbar werden: Schlenkentorfmoose, Libellen und Amphibien besiedeln die vernässten Moorflächen wieder. Scheidiges Wollgras (Eriophorum vaginatum), Besenheide (Calluna vulgaris) und Glockenheide (Erica tetralix) breiten sich dort wieder aus, wo vorher Birken wucherten. Und auch Vögel wie der Große Brachvogel (Numenius arquata) besiedeln die Flächen wieder neu.