Grünroggenanbau ist ein Umweltproblem

Grünroggen ist ein Energielieferant für Biogasanlagen und wird als ertragsstarke Winterzwischenfrucht vor allem dann angebaut, wenn eine nachfolgende Einsaat von Mais geplant ist. Die Ernte (Mahd) erfolgt Anfang Mai gerade zu der Zeit, wo z.B. viele Ricken ihre Kitze setzen oder Wiesenweihenpaare mit dem Nisten beginnen. Grünroggenflächen üben eine starke Anziehungskraft auf viele Wildtiere aus, weil sie wochenlang die beste und zum Teil einzige Deckung in der Feldflur bieten.

Durch verschiedene Maßnahmen wie das Absuchen der Flächen mit Jagdhunden, von innen nach außen mähen oder technische Wildrettungssysteme kann versucht werden, die Gefahr zu reduzieren. Dennoch dürfte die Annahme, durch das Ausschöpfen dieser Möglichkeiten sei das Problem zufriedenstellend in den Griff zu kriegen, eine Illusion bleiben und man sollte überlegen, ob auf den Anbau von Grünroggen mit vorhersehbarem Wildtiergemetzel nicht verzichtet werden kann. Schließlich werden hierbei keine Nahrungsmittel erzeugt.

Artenschwund in der Agrarlandschaft: Kommt die Wende durch Ausgleichsflächen?

Biogasanlage in Wietinghausen am nördlichen Wietingsmoor. Die Intensivierung der Landwirtschaft macht vor den Randbereichen des Moores nicht halt. Es sei denn, die Flächen wurden durch Ankauf der öffentlichen Hand gesichert.

Biogasanlage in Wietinghausen am nördlichen Wietingsmoor. Die Intensivierung der Landwirtschaft macht vor den Randbereichen des Moores nicht halt. Es sei denn, die Flächen wurden durch Ankauf der öffentlichen Hand gesichert.

Der Umbau von einer bäuerlichen zu einer agrarindustriellen Landschaft in Mitteleuropa mit dem einhergehenden Verlust an Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten, an bunten Blumen und singenden Vögeln, an Niederwild wie Hasen, Fasanen und Rebhühnern harrt einer Lösung, die den Artenschwund aufhält oder rückgängig macht. Das pfeifen die Spatzen von den Dächern der Höfe, sofern noch Spatzen da sind …

Den Verlust an Vielfalt, der im Grunde einen Teilverlust an Heimat bedeutet, will eigentlich keiner, kein Landwirt, kein „Energiewirt“, kein Wanderer, Radfahrer, Tourist oder Jäger. Keiner möchte in einer Landschaft leben, die monoton und öde ist und monatelang im wahrsten Sinn des Wortes vor sich hinstinkt.

Die Ursachen sind weitgehend bekannt und unstrittig. Die Intensivierung der Landwirtschaft schreitet voran, die Maisanbaufläche beispielsweise vergrößerte sich in Deutschland 2011 um 12,8% und 2010 um 12,9% (Quelle: Agrar-Europe 29/11). Biogasanlagen schießen allerorten wie Pilze aus dem Boden. Flächen werden zusammengelegt, Grünland umgebrochen, Pachtpreise steigen, Kleinbetriebe geben auf, und und und … Das alles wird vielfach nur mit Achselzucken zur Kenntnis genommen.

Kiebitze auf einem Maisacker. Solange der Mais noch jung ist, werden die Maisfelder noch von manchen Vogelarten wie dem Kiebitz genutzt. Nach wenigen Wochen sind die Flächen dann monatelang in erster Linie bevorzugte Einstände für das Schwarzwild.

Kiebitze auf einem Maisacker. Solange der Mais noch jung ist, werden die Maisfelder noch von manchen Vogelarten wie dem Kiebitz genutzt. Nach wenigen Wochen sind die Flächen dann monatelang in erster Linie bevorzugte Einstände für das Schwarzwild.

Um die negativen Auswirkungen des Anbaus nachwachsender Rohstoffe auf die Landschaft abzumildern, sind schon eine ganze Reihe von Lösungsansätzen erarbeitet worden. In neuen Biogasanlagen soll nach der Novelle des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) der Maisanteil auf 60% begrenzt werden, es werden Streifen mit Sonnenblumen um Maisfelder angelegt, Versuche mit Wildpflanzen unternommen, Fruchtfolgevorschriften und Grünlandschutzkonzepte überlegt etc. Doch Natur- und Umweltschutz kosten natürlich Geld. Kann man von einem Landwirt, der Mühe hat, seine Biogasanlage im Bereich der Rentabilität zu führen, wirklich erwarten, dass er Durchgreifendes unternimmt um die Artenvielfalt und das Landschaftsbild zu fördern, z.B. durch die Bereitstellung großer Stilllegungsflächen für Flora und Fauna?

Gesetzgeber und Staat werden wohl nicht umhin kommen, die Rahmenbedingungen zu verändern und für diese großen Ausgleichsflächen zu sorgen. Nur sie bieten wilden Tieren und Pflanzen den dringend benötigten Raum zum leben. An der Nutzungsintensität auf den Feldern wird sich vorerst wohl wenig ändern. Da die Flächen teurer werden, wird sie sich eher noch steigern.

Infos zu den Chancen für die Agrarlandschaft durch den Anbau von Wildpflanzen lesen bei der Bayrischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau …

www.lwg.bayern.de/presse/2011/41603/index.php