Feldlerche: Erfolg trotz vieler Widrigkeiten

Mit etwa 200 Brutpaaren im Wietingsmoor: Die Feldlerche.

Mit etwa 200 Brutpaaren im Wietingsmoor: Die Feldlerche.

Die Feldlerche (Alauda arvensis) gilt wie auch z.B. das Rebhuhn als Charaktervogel der Kulturlandschaft und kommt im Wietingsmoor mit etwa 200 Brutpaaren vor. Sie besiedelt hier besonders gerne Bereiche, wo sich offene Moorheiden mit Grünland oder Sandheiden abwechseln und die eine mehr oder weniger kurze Vegetation aufweisen. Zuviel Baumbewuchs mögen Feldlerchen nicht.

Feldlerchen brüten am Boden und das auf ungenutztem Land auch wohl recht erfolgreich, obwohl sie einer ganzen Reihe von Fressfeinden ausgesetzt sind: Rotfuchs, Rabenkrähe, Hermelin, Mauswiesel, Steinmarder, Marderhund, Turmfalke, Mäusebussard, Schwarzwild u.a. stellen ihnen nach.

Im Kulturland kommen dann noch die immer kürzeren Bearbeitungsintervalle der Landwirtschaft oder in Siedlungsbereichen auch Hunde und Katzen hinzu. Zunehmender Maisanbau nimmt den Feldlerchen den Lebensraum. In einigen Ländern werden durchziehende Feldlerchen in großer Zahl gefangen und gegrillt. Wenn man sich die ganze Situation vor Augen führt, kann man erstaunt sein, dass es mancherorts überhaupt noch Feldlerchen gibt.

Aber Feldlerchen sind Überlebenskünstler: Obwohl die Brutreviere schon Ende Februar/Anfang März besetzt sind und die Männchen ab Anfang März mit ihrem wundervollen Gesang begeistern, wird erst ab Mitte April mit der Eiablage begonnen. Dann sind auf Feldern und Wiesen schon viele Aktivitäten abgeschlossen, denn „im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt“, und nicht im April.

Das Weibchen legt eine etwa 7 cm tiefe Nestmulde an, die tiefer als eine Halbkugel sein kann. Hier kann die Brut einiges überstehen, u.U. auch einen Bearbeitungsgang wie Walzen, wenn das Nest auf Grünland angelegt wurde. Nach Verlust der Brut verkürzt sich der Legebeginn für die Ersatzbrut auf 5-6 Tage. Kommt das mehrmals vor, so kann ein Weibchen auf bis 6 Gelege mit insgesamt 22 Eiern kommen. Die Feldlerche ist zu Schachtelbruten fähig (Beginn des Folgegeleges, obwohl die Jungen der vorherigen Brut noch betreut werden) und auf dem Höhepunkt der Brutpflege verleitet das Weibchen (durch unbeholfen wirkende, „flatternde“ Bewegungen lenkt es die Aufmerksamkeit von Feinden vom Nest weg).

4 Eier (2-6) in einer ausgepolsterten Mulde: Feldlerchengelege.

4 Eier (2-6) in einer ausgepolsterten Mulde: Feldlerchengelege.

Wenn vielleicht auch manche auf Wiese und Heide geschlüpfte Feldlerche später auf den Acker umsiedelt, so scheint es doch dieses hohe Fortpflanzungspotential zu sein, was diese Art in der Feldflur überleben lässt. Denn anders als z.B. der Wiesenpieper, der diesen Bereich fast vollständig geräumt hat, kommt sie hier noch vor, wenn auch mit abnehmender Häufigkeit. Aufgrund dieser Abnahme ist sie in der aktuellen „Roten Liste“ der Brutvogelarten Niedersachsens als im Bestand „gefährdet“ eingestuft worden.

Die Abnahme der Feldlerche wird von der Öffentlichkeit wahrgenommen und man macht sich hier und da Gedanken, wie man diese Art erhalten kann. Wohlwissend, dass die Entwicklung der Landschaft von kleinbäuerlichen, heterogenen Strukturen zur industriellen Agrarsteppe noch nicht abgeschlossen ist und sich somit die Bedingungen für diese Vogelart wohl noch weiter verschlechtern werden. Das „Lerchenfenster“ ist eine Methode, die mancherorts angewendet wird und in England lokal zu einer Verdreifachung des Bestandes geführt haben soll. Durch das Anheben der Sämaschine entstehen dabei etwa 20 Quadratmeter große Lücken im Wintergetreide, deren Saumbereich Lerchen als Brutplatz nutzen können.

Im Wietingsmoor sind es die Schafbeweidung und andere Maßnahmen zur Offenhaltung des Gebietes wie Mähen und Mulchen, die die Bedingungen für Feldlerchen erhalten. Auch die Jagd auf Schwarzwild und Füchse wirkt sich günstig aus.

Mehr über das Lerchenfenster lesen Sie beim Deutschen Jagdschutzverband:

http://www.jagd-online.de/naturschutz/jagd_und_naturschutz/?meta_id=2003

Quelle: Glutz von Blotzheim, U. & K. Bauer (1985): Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 10/I, Passeriformes 1. Teil