Der Wolf stellt Weideviehhalter und Jäger vor Herausforderungen

„Wir sind überzeugt, dass es langfristig möglich ist, Wölfe hier in Niedersachsen zu haben“, so zitiert die Hannoversche Allgemeine Zeitung den Präsidenten der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V., Helmut Dammann-Tamke. Allerdings müsse man sich fragen, ob dem Vormarsch der Wölfe in Zukunft Grenzen gesetzt werden müssten. Zur Zeit leben etwa 50 Europäische Grauwölfe in Niedersachsen.

Gesetzlicher Schutz durch die Berner Konvention (1979) und die Flora-Fauna-Habiat-Richtlinie (1992) und ein Umdenken in der Bevölkerung machten es möglich, dass Wölfe nach 1996 zunächst nach Ostdeutschland und dann auch nach Niedersachsen einwanderten. Am Großen Moor bei Barnstorf (Diepholzer Moorniederung) gelang der erste Nachweis eines Wolfes nach langer Zeit im April 2014. Nun gilt es für die Schafhalter im Raum Barnstorf/Vechta und auch darüber hinaus, sich auf die Anwesenheit des Wolfes einzustellen, d.h. Zaunanlagen zu verbessern und ggfs. Tiere nachts in den Stall zu holen. Herdenschutzhunde dürften für die Hüteschafhalter im Wietingsmoor, Rehdener Geestmoor, Renzeler Moor, Oppenweher Moor und am Dümmer ein Thema sein.

In den vergangenen drei Wochen sind an verschiedenen Orten um Barnstorf mehr als zwanzig Schafe gerissen oder verletzt worden, ein oder zwei Wölfe werden als Verursacher vermutet. Das löste verständlicherweise blankes Entsetzen bei den betroffenen Tierhaltern aus. Der Wolf verunsichert die Viehhalter in einer Zeit, die mit der Einhaltung der EU-Bürokratie ohnehin schon viele Belastungen mit sich gebracht hat und in der die Weideviehhaltung nur in geringem Maße rentabel ist.

Nicht ganz unerheblich rumort es auch in der Jägerschaft. Wölfe ernähren sich vorwiegend von den vorkommenden Schalenwildarten und wo sie Beute gemacht haben, gibt es für Jäger natürlich Einbußen bei der Strecke. Das mag in guten Hochwildrevieren noch einigermaßen leicht zu verschmerzen sein. In den traditionellen Niederwildrevieren der Landkreise Diepholz und Vechta wiegt der Verlust vieler Rehe durch den Wolf aber schwer, weil es nur wenig Ersatz gibt, denn die Niederwildbesätze sind in den zurückliegenden Jahren deutlich gesunken. Vielleicht kann die Aussicht, den Wolf beim Ansitz beobachten und in einigen Jahren bejagen zu können, als kleines Trostpflaster dienen.

Wurden die Wölfe angesiedelt?

Immer wieder wird die Vermutung geäußert, die Wölfe in Deutschland seien nach Gefangenschaftszucht oder Wildfang von Menschen wiederangesiedelt worden. Auch ohne gesetzliche Grundlage könnte es doch sein, dass einige Tiere illegal ausgewildert worden sind. Dann müssten aber solche „Kofferraumwölfe“ irgendwo aufzufinden und zu identifizieren sein. Das allerdings kann Frau Dr. Britta Habbe, Wolfsbeauftragte des Landes Niedersachsen und verantwortlich für das der Landesjägerschaft Niedersachsen vom Niedersächsischen Umweltministerium übertragene Wolfsmonitoring, überhaupt nicht bestätigen. Sie stellt unmissverständlich klar: Mit Ausnahme eines Anfang September 2011 im „Zoo in der Wingst“ (Nähe Cuxhaven) ausgebüxten jungen Wolfes können alle bislang identifizierten Wölfe in Niedersachsen genetisch auf das zwischen 1996 und 1998 von Polen in die Lausitz (Sachsen) eingewanderte Wolfspaar zurückgeführt werden. Aufgrund von Speichelproben bei Wolfsrissen, Losungsfunden und Totfunden (meist Verkehrsunfälle) dauert es meistens nicht sehr lange, bis die DNA eines Wolfes in Deutschland analysiert werden kann und somit die Herkunft bekannt ist.

Das Comeback des Wolfes in Niedersachsen wird natürlich kontrovers diskutiert. Josy Wübben hat im Beitrag „Wie können wir mit dem Wolf leben?“ von „Hallo Niedersachsen“ (NDR) eine Diskussion geleitet, die einen idealen Überblick über den Stand der Diskussion bietet. Ihre Diskussionspartner waren Matthias Vogelsang (Wisentgehege Springe), Ulrich Merz (IG Weidetierhalter Nord-Ost-Niedersachsen), Dr. Britta Habbe (Landesjägerschaft Niedersachsen e.V.), Dr. Reinhard Löhmer (BUND Landesverb. Nds.) und Jochen Studtmann (Pferdehalter und Tourismus-Unternehmer).

Sehen Sie den interessanten Beitrag in der NDR-Mediathek …

www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Wie-koennen-wir-mit-dem-Wolf-leben,wolfstalk100.html

Europäischer Grauwolf

Europäischer Grauwolf (Canis lupus – im Wolfcenter Dörverden)

Schlafplätze der Kraniche und Gänse für weidgerechte Jäger tabu

Bläss- und Saatgänse im Anflug auf eine Ackerfläche am Moorrand. Ihre Bejagung sehen betroffene Landwirte als notwendig an. Sie lässt aber so manchem Gänsefreund die Halsschlagadern anschwellen, insbesondere, wenn sie an den Schlafplätzen erfolgt.

Bläss- und Saatgänse im Anflug auf eine Ackerfläche am Moorrand. Ihre Bejagung sehen betroffene Landwirte als notwendig an. Sie lässt aber so manchem Gänsefreund die Halsschlagadern anschwellen, insbesondere, wenn sie an den Schlafplätzen erfolgt.

Immer wieder kommt es vor, dass an den Schlafplätzen der Gänse, die häufig auch von Kranichen zum Übernachten genutzt werden, Jagd auf Gänse gemacht wird, und das selbst in Naturschutzgebieten. Nachdem Schäden durch Gänse deutlich zugenommen haben, dürfen in Niedersachsen seit 2008 auch Saat- und Blässgänse bejagt werden, was manchem ein Dorn im Auge ist.

Vogelschützer rechnen damit, dass bei der Jagd an den Schlafgewässern auch geschützte Gänsearten wie Zwerg-, Ringel-, Rothals- oder Nonnengänse erlegt werden, da die Jagd in der Dämmerung stattfindet und die unterschiedlichen Arten auch für versierte Beobachter nicht zu unterscheiden sind. Die Jagd an Schlafgewässern führt so zu einer erheblichen Beunruhigung der Vogelmassen, also auch z.B. der Kraniche, die hier absolut unerwünscht ist.

Aufgrund der Empfehlungen für Jäger des Wildgänse-Management für Sachsen soll die Jagd grundsätzlich an „Schadflächen mit dem Ziel der Vergrämung“ erfolgen. Der Deutsche Jagdschutzverband (DJV) hat 1998 eine „Resolution zu Management von Wildgänsen“ herausgegeben, die eine Jagd an Schlafgewässern eindeutig ablehnt: „Einvernehmlich zwischen Grundeigentum, Landwirtschaft, Naturschutz und Jagdausübungsberechtigten sind Ablenkfutterflächen und ausgewählte Schlafgewässer als Ruhezonen auszuweisen. Diese Ruhezonen dürfen während der Anwesenheit der Gänse nicht bejagt werden.“

Dennoch kommt es vor, dass sich Jäger nicht an diese Empfehlungen halten, so z.B. auch in Sachsen, wo der NABU-Landesverband sogar dazu aufgerufen hat, die Bejagung der Schlafplätze zu dokumentieren und an den NABU zu melden.

Rostgänse (Tadorna ferruginea) im Anflug auf eine Leegmoorfläche im Wietingsmoor. Als Neozoen begrüßt nicht jeder die Ausbreitung dieser Art bei uns, die ursprünglich in Asien beheimatet war. Sie hat in Niedersachsen keine Jagdzeit und kann durch Verwechslung mit anderen Gänsearten an den Schlafplätzen erlegt werden, wenn die Jagd hier erfolgen würde.

Rostgänse (Tadorna ferruginea) im Anflug auf eine Leegmoorfläche im Wietingsmoor. Als Neozoen begrüßt nicht jeder die Ausbreitung dieser Art bei uns, die ursprünglich in Asien beheimatet war. Sie hat in Niedersachsen keine Jagdzeit und kann durch Verwechslung mit anderen Gänsearten an den Schlafplätzen erlegt werden, wenn die Jagd hier erfolgen würde.

Übrigens weist der Ornithologe Dr. Einhard Bezzel in der Ausgabe 10/2009 des Jägermagazins darauf hin, die Wildgans-Bestände seien in den letzten 30 Jahren zwar angewachsen und bei Saat- und Blässgänsen z.Zt. leidlich stabil, bei diesem Prozess habe es sich aber um eine Erholung von einem Tiefpunkt gehandelt. Aufgrund vieler, negativ auf die Gänsebestände wirkender Faktoren sei die Zukunft der nordischen Gänse aber keinesfalls gesichert. Nur sorgfältige Untersuchungen in großem Stil könnten verhindern, dass sich ein Jahrhundert mit katastrophalem Besatzeinbruch wiederholt.

Mehr lesen Sie über die „DJV-Resolution zum Management von Wildgänsen“ bei jagd-online.de …

www.jagd-online.de/ueberdendjv/positionen/?meta_id=23

Über Auseinandersetzungen zu diesem Thema in Sachsen lesen Sie den Artikel „Gänsestreit im Neuseenland“ in der Deutschen Jagdzeitung, Ausgabe 1/2007 …

http://www.djz.de/r30/vc_content/bilder/firma447/020_029_gaense_djz.pdf