Kennzeichen „Gaukelflug“: Kornweihen

Bis zu etwa 20 Individuen der Kornweihe (Circus cyaneus) sind es, die von Oktober bis April die Schlafplätze in den Mooren der Diepholzer Moorniederung in der Abenddämmerung aufsuchen. Traditionell werden diese Plätze Jahr für Jahr immer wieder aufgesucht. Vogelkundler nutzen das, um die Tiere hier zu zählen und den Rastbestand eines Gebietes zu ermitteln. „Die höchste Anzahl von (übernachtenden) Kornweihen, nämlich 216, wurde am Dümmer Anfang Februar 1990 an zwei benachbarten Schlafplätzen festgestellt…“ (Zitat aus Th. Mebs und D. Schmidt – Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens, Stuttgart 2006).

Tagsüber sind die zu etwa 80% weibchenfarbigen Vögel auch außerhalb des Moores im Kulturland nahrungssuchend zu beobachten. Weibchenfarbig sind im Herbst nicht nur die weiblichen Vögel, sondern auch die männlichen Jungvögel des Jahres. Bei der Nahrungssuche zeigen die Vögel den charakterischen Gaukelflug: ein tiefer Suchflug, dabei die Flügel immer wieder V-förmig nach oben gerichtet, in der Luft nahezu „stehend“ mit stetigen Flügelschlägen, andeutungsweise „rüttelnd“.

Nicht zuletzt die Schönheit der Greifvögel dürfte es sein, die Menschen von dieser Vogelgruppe begeistert sein lässt. Und da möchte man natürlich keine Art hergeben, nicht als Wintergast und schon gar nicht als Brutvogel.

Letzteres Schicksal, der Verlust der Kornweihe als Brutvogel, könnte Deutschland allerdings bald ereilen, wenn die der Rückgang unserer wenigen Kornweihenbrutpaare (50 waren es im Jahr 2013) so weitergeht wie zuletzt. Da war ein Rückgang der Brutpopulation um 60% bis 2013 feststellbar. 2014 konnten nur noch drei Brutpaare an der deutschen Nordseeküste gezählt werden.

Um die Gründe für diesen Rückgang herauszufinden, haben sich Nadine Kipping und Carola Kaltofen im Auftrag der Universität Oldenburg und des Nationalparkes Niedersächsisches Wattenmeer nach Norderney aufgemacht. Christian Leunig und Carola Zajonz haben Sie mit einem Kamerateam bei ihrer Forschungsarbeit begleitet. Sehen Sie einen sehr interessanten Filmbeitrag in der NDR-Videothek mit viel Wissenswertem über die wunderschönen Kornweihen …

www.ndr.de/fernsehen/Die-Kornweihe,naturnah848.html

Weibchenfarbige Kornweihe jagend am Wietingsmoor im Februar 2015

Grundfarbe braun mit weißen Oberschwanzdecken, so lassen sich die weibchenfarbigen Korn- und Wiesenweihen vereinfacht beschreiben. Zweijährige Kornweihenmännchen sind sehr hell und wirken an der Oberseite bläulichgrau (Foto: Weibchenfarbige Kornweihe jagend am Wietingsmoor im Februar 2015)

In der Dämmerung …

… fliegen die Kornweihen zu ihren Schlafplätzen im Hochmoor. Sie nutzen dabei über viele Jahre immer die gleichen Moorheiden, um hier zu übernachten. Zur Zeit neigt sich die Überwinterungssaison 2013/14 dem Ende zu. Die Kornweihen zieht es in ihre Brutgebiete, die in Deutschland vornehmlich auf den Ostfriesischen Inseln zu finden sind. Sie werden im Wietingsmoor von Rohr- und Wiesenweihe ersetzt, die hier einen Sommerlebensraum haben. Nur noch etwa 60 Brutpaare der Kornweihe brüten in Deutschland, 35 davon in Niedersachsen.

Nach der niedersächsischen Strategie zum Arten- und Biotopschutz gilt die Kornweihe als „wertbestimmender Gastvogel“ für die Diepholzer Moorniederung mit dem Dümmer, den Mooren bei Sittensen und der Niedersächsischen Mittelelbe (Quelle: NLWKN 2011, Vollzugshinw. z. Schutz v. Brutvogelarten in Nds.).

Kornweihen-Weibchen am Schlafplatz im Wietingsmoor am 13.04.2014. Die Vögel erbeuten überwiegend Mäuse auf offenen Flächen im Moor und außerhalb auf Wiesen und Äckern.

Kornweihen-Weibchen am Schlafplatz im Wietingsmoor am 13.04.2014. Die Vögel erbeuten überwiegend Mäuse auf offenen Flächen im Moor und außerhalb auf Wiesen und Äckern.