Vor diesem „Kraftpaket“ müssen alle weichen
Die Moorbirke (Betula pubescens) ist ein vertrauter Anblick in unseren Mooren. Sie bildet auf entwässerten Hochmoorstandorten artenarme sekundäre „Moorwälder“ meist mit Scheiden-Wollgras und Torfmoosen in der Kraut- und Moosschicht aus. Ursprünglich war diese beeindruckende Baumart, die bis zu 30 m hoch aufwachsen kann, nur in den Randgebieten intakter Moorgebiete anzutreffen. Verantwortlich für diesen Wandel ist die Entwässerung unserer Moore, wodurch die eigentliche Hochmoorvegetation verdrängt wird und sich neue Arten ansiedeln und ausbreiten.
Die durch die Entwässerung entstehenden mäßig feuchten und durchlüfteten, aber sauren Hochmoorböden bieten der Moor-Birke optimale Ausbreitungsbedingungen. Sie entfaltet dabei eine nahezu unglaubliche Kraft. Charakteristisch ist ihre hohe Samenproduktion, die zu einer raschen Besiedelung von Kahlflächen beiträgt. Eine freistehende, alte Moor-Birke produziert bis zu vier Kilogramm Samen. Würde man diese nebeneinander legen, ergäbe sich eine Strecke von 60 Kilometer beziehungsweise eine Fläche von 180 Quadratmeter. Die Samendichte kann in der Natur bis zu 50.000 Stück pro Quadratmeter betragen. In einem männlichen Kätzchen befinden sich zirka fünf Millionen Pollenkörner. Der Pollen kann bis zu 2.000 Kilometer weit fliegen.
Die Moor-Birken-Wälder entziehen dem Moorboden weitere Feuchtigkeit, so dass sich der Zustand des Moores immer weiter verschlechtert und von seinem Ursprung entfernt. Zu den wichtigsten Aufgaben des Moorschutzes und der Moorpflege zählt daher das Entfernen junger Birkenpflanzen, um die Ausbreitung der Moor-Birken einzudämmen.
Die Renaturierung, also Wiedervernässung bestimmter Moorgebiete führt dazu, dass sich die Moorbirken nach und nach wieder auf ihre ursprünglichen Siedlungsgebiete zurückziehen, da sie es nicht schätzen, mit ihren Wurzeln dauerhaft im Wasser zu stehen.
Im wiedervernässten Hochmoor entstehen auf diese Weise wieder Lebensräume für die unterschiedlichsten Tiere und Pflanzen. An einigen Stellen finden sich große Wasserflächen, in denen ganze Wälder abgestorbener Birken zu sehen sind. Ein Blick auf das Freistätter Moor (mittleres Wietingsmoor) bei Sulingen beweist, welch bizarre Bilder dabei entstehen können (Text und Fotos: Wilfried Wördemann).
Quelle: Wikipedia: Moor-Birke ↑