Reich gedeckter Tisch am Moor

Nichts auszuhalten haben die nordischen Gänse und Schwäne sowie die in diesem Winter in besonders hoher Zahl in der Region überwinternden Kraniche am Wietingsmoor. Nässe und Stürme des 2. Halbjahres 2017 haben dafür gesorgt, dass enorm große Mengen an Getreide und Mais auf den Feldern verblieben sind, zum Wohle des Wildes und der Zugvögel. Zudem gibt es kaum eine Schneelage, die das Äsen behindern würde.

Vielleicht können die Tiere die reichlich vorhandene Energie für eine hohe Fruchtbarkeit mit vielen Nachkommen in diesem Frühjahr nutzen.

Viele frühziehende Kraniche sind in den vergangenen Wochen bereits wieder nordostwärts gezogen. Ihre Überwinterungszahl dürfte 2017/18 in Nordwestdeutschland rekordverdächtig hoch sein.

Singschwäne und Saatgänse finden in diesem Winter besonders viel Nahrung am Wietingsmoor (Foto vom 19.02.18)
Singschwäne und Saatgänse finden in diesem Winter besonders viel Nahrung am Wietingsmoor (Foto vom 19.02.18)

Läuten die Schwäne den Winter ein?

Der Wetterbericht „sagt“ zwar etwas anderes, aber wenn man die nordischen Schwäne als Boten des Winters betrachten möchte, dann könnte es bald kalt werden in der Region. In großer Zahl trafen sie in den letzten Tagen am Wietingsmoor ein und es waren wieder auffallend viele Zwergschwantrupps, die man ziehend beobachten konnte.

Was die Nahrungsflächen betrifft, so haben Sing- und Zwergschwäne etwas unterschiedliche Vorlieben. Während die Singschwäne Rapsflächen bevorzugen, fliegen Zwergschäne am liebsten auf Grünland und äsen auch gerne auf abgeernteten Maisäckern.

Interessant ist es am Wietingsmoor zu sehen, ob der Anteil der Zwergschwäne gegenüber den noch vor wenigen Jahren dominierenden Singschwänen weiter zunimmt.

Sing- und Zwergschwäne kommen auch in gemischten Trupps vor, wir hier am nördlichen Wietingsmoor.

Sing- und Zwergschwäne kommen auch in gemischten Trupps vor, wie hier am nördlichen Wietingsmoor.

Stare, Kiebitze und Goldregenpfeifer lassen noch auf sich warten

Nach dem Abzug des Großteils überwinternder Kraniche in Richtung Nordost sind es immer noch gut 2400 dieser Großvögel (Zählung vom 09./10.02.), die zusammen mit den nordischen Schwänen sowie unzähligen Saat- und Blessgänsen den Eindruck in den Hochmooren der Region prägen. Trotz der nun anhaltend milden Witterung haben sich bislang noch wenige Frühlingsboten wie Feldlerchen, Stare, Kiebitze oder Goldregenpfeifer eingefunden.

Foto: Kraniche am Wietingsmoor, Foto vom 13.02.2014.

Foto: Kraniche am Wietingsmoor, Foto vom 13.02.2014.

Der andere Ruf des Nordens

Singschwäne, hier auf überschwemmtem Grünland am Moor.

Singschwäne, hier auf überschwemmtem Grünland am Moor.

Gerne wird vom Kranichruf als dem „Ruf des Nordens“ gesprochen. Ein anderer Vogelruf, dem man sicher auch dieses Attribut zusprechen könnte, ist der Ruf des Singschwans.

Singschwäne (Cygnus cygnus) und und die fast gleichgroßen, optisch vorwiegend durch eine andere Schnabelzeichnung zu unterscheidenden Zwergschwäne (Cygnus columbianus), überwintern regelmäßig am Wietingsmoor, der nahegelegenen Hunte und dem Barnstorfer Moor. Singschwäne überwiegen zahlenmäßig.

Das Hauptüberwinterungsgebiet des Singschwans in Mitteleuropa ist das Küstengebiet der westlichen Ostsee. Der Zwergschwan hingegen kommt traditionell auch etwas weiter westlich in stärkerer Zahl als Wintergast vor, z.B. in den Niederlanden.

Wann und in wie hoher Zahl die nordischen Schwäne eintreffen und wieder in ihre Brutgebiete abziehen, hängt nicht zuletzt auch vom Wetter ab. Durch lang anhaltende Frostperioden werden die Vögel südwestwärts „gedrückt“. Bei einem milden Spätherbst und Winter kommen sie später und wandern früher wieder zurück. Kernzeit aber ist beim Singschwan Mitte November bis Mitte Februar, beim noch nördlicher brütenden Zwergschwan Ende November bis März.

Die Überwinterungspopulation nordischer Schwäne der Region wurde von der Ornithologen-Gruppe A. Blüml, A. Degen, H. Dirks und H. Schürstedt über Jahre untersucht. Lesen Sie die Zusammenfassung des Artikels der „Vogelkundlichen Berichte aus Niedersachsen“ bei der Niedersächsischen Ornithologischen Vereinigung (zum Auffinden des Artikels bitte etwas nach unten scrollen):

www.ornithologie-niedersachsen.de/vbn/vbn39/abstract39_1_2_abstract39_1_2_.html

Bei der Beobachtung kann es sich lohnen, auf Halsringe und Sender zu achten. Die Halsringe sind mit einem Spektiv ablesbar.

Literatur:

Bezzel, E.: Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Nonpasseriformes
V. Blotzheim, Urs N. Glutz (Hrsg.): Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Bd. 2