Kontinuierlich nach oben gingen die Zahlen der brütenden Rotschenkel, der Uferschnepfen, der Kiebitze und der Bekassinen im 220 Hektar umfassenden Wiesenvogelschutzgebiet am südlichen Wietingsmoor. 92% Schlupferfolg bei der Uferschnepfe und 98% beim Kiebitz stellte Kerrin Obracay (BUND) in den mit stromführenden Litzenzäunen gesicherten Wiesenbereichen fest, während der Schlupferfolg außerhalb der gesicherten Bereich nur bei 33% (Uferschnepfe) und 12% Kiebitz gelegen habe. Dies zeige den großen Einfluss der Raubsäuger und dass es sich lohne, solche Projekte zum Schutz der Wiesenvögel durchzuführen. Neben dem Erhalt und der Wiederherstellung günstiger Lebensräume sei die Begrenzung des Einflusses der Raubsäuger auf das Fortplanzungsgeschehen der Schlüssel zum Erfolg beim Wiesenvogelschutz, so Kerrin Obracay.
Wiesenvögel
Wie umweltschädlich ist das Insektizid Imidacloprid?
Der Rückgang einiger Wiesenvogelarten wie der Feldlerche, des Großen Brachvogels, der Uferschnepfe oder des Rotschenkels stellt gebietweise eine Rätsel dar, da er nicht immer allein aufgrund des Lebensraumes erklärt werden kann. Das heißt, die Bestände gehen auch in vielen günstigen Biotopen zurück.
Das Beizmittel Imidacloprid, ein systemisches Insektizid aus der Gruppe der Neonicotinoide, gilt als eines der weltweit meistverwendeten Insektengifte. Bekannt ist, dass es für Vögel sehr giftig wirkt, wenn sie eine bestimmte Menge des Stoffes z.B. über gebeiztes Saatgut aufnehmen. Die niederländischen Forscher Prof. Hans de Kroon und Caspar Hallmann von der Radboud-Universität in Nimwegen machen das Mittel als entscheidend für den Rückgang der Wiesenvögel in den holländischen Untersuchungsgebieten verantwortlich. Lesen Sie dazu einen ausführlicheren Artikel in „Der Westen“…
Der Rückgang des Rotschenkels. Ist das Instektizid Imidacloprid entscheidend mitverantwortlich?
Wiesenvogelschutz: Den gordischen Knoten durchschlagen
Erfolgreicher Elektro-Gelegeschutzzaun im Wiesengebiet am südlichen Wietingsmoor: Verdoppelung von Wiesenvogelbrutvorkommen zwischen 2007 und 2012.
Mit der Sicherung von Grünland ist eine entscheidende Grundlage für den Erhalt von Wiesenvögeln gelegt, in der Regel wird das durch Unterschutzstellung und/oder Ankauf durch den Staat geschehen. Aber es gibt auch Landwirte, die auf den Umbruch mancher Wiese und Weide verzichten, weil sie wissen, dass dort „ihre“ Kiebitze, Bekassinen und Brachvögel leben und weil diese Flächen z.B. auch ein wichtiger Lebensraum für Rehwild, Fasane, Rebhühner und Feldhasen sind.
Junge Uferschnepfe in der Umzäunung.
Nach der Sicherung wird man die Düngungsintensität zurückfahren und die Terminplanung für mechanische Bearbeitung an das Leben der Wiesenvögel anpassen, d.h. nach dem 15. März nicht mehr Walzen und vor dem 16. Juni nicht mähen. Es wird darauf geachtet, dass der Weideviehbestand nicht zu hoch ist. In nährstoffreichen Niedermoorbereichen kommt ein Wassermanagement hinzu, d.h. der Landschaftsschutz sorgt durch regelbare Stauwehre für einen Anstau der Flächen im Winter und für eine Absenkung des Wasserstandes nach der Brutzeit, um ein Befahren mit Erntemaschinen zu ermöglichen.
Wird eine so bewirtschaftete Wiese von einem kundigen Biologen untersucht, so wird er das Vorkommen von seltenen Pflanzenarten und Kleinlebewesen sicher bestätigen. Für die Wiesenvögel allerdings, da scheint es noch nicht zu reichen, denn „Feuchtgrünland- und Wiesenvogelschutzprojekte haben in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten den Rückgang der Brutbestände von Wiesenlimikolen im nordwestdeutschen Tiefland nicht aufhalten können. Erfolgskontrollen haben den zugrunde liegenden Schutzinhalten und -strategien bereits frühzeitig geringe Effizienz und Erfolgsaussichten bescheinigt …“ (Zitat von Karsten Schröder und Tasso Schikore: Wiesenvögel in der Naturlandschaft Niedersachsen: Überlegungen zu alternativen Schutzkonzepten, aus der Reihe „Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen“, Heft 41, 2004).
Sicherung und ein optimiertes Bewirtschaftungsmanagement scheinen also heute für die Wiesenvögel nicht mehr zu reichen. Es muss noch mehr hinzukommen, damit es klappt. Die Gründe für den ausbleibenden Erfolg beim Wiesenvogelschutz sind intensiv untersucht worden. Als Hauptfaktor hat sich der Prädatorendruck herauskristallisiert, d.h. es ist scheinbar so, dass heute viel mehr Vögel in den wenigen verbliebenen Wiesengebieten durch Fressfeinde wie Fuchs, Dachs, Steinmarder, Hauskatze, Rabenkrähe und verschiedene Greifvogelarten verloren gehen, als noch vor einigen Jahrzehnten. Der Fuchs spielt dabei eine besonders große Rolle. Daher stellte Niedersachsens Umweltminister Stefan Birkner beim Besuch des Wiesenvogelreservates Nordkehdingen im April fest: „Nachhaltig erfolgreiche Lösungen gelingen hier nur, wenn Vertragsnaturschutz, Landwirtschaft und Jäger Hand in Hand zusammenarbeiten – gerade beim Thema Wiesenvogelschutz.“ (s. hierzu Beitrag in celleheute.de)
Fanganlage für den Lebendfang von Raubsäugern. Sie besteht aus einer „Mäuseburg“ (Stroh und Erntereste, eingefasst mit Draht, nach oben gegen Niederschläge geschützt zum Anlocken von Mäusen, die wiederum Füchse und Steinmarder u.a. anziehen). Integriert ist eine Kastenfalle, die auch mit einem SMS-Melder ausgestattet werden kann. Sie ist in der Mäuseburg vor Nässe geschützt, was ihre Haltbarkeit erheblich verlängert. Fehlfänge wie Wildkatzen oder Igel werden wieder freigelassen.
Da man kaum ein Netz über das Grünland spannen kann, um die Greifvögel von den Jungvögeln fernzuhalten, hat der BUND Diepholzer Moorniederung im Wiesengebiet am Neustädter Moor versucht, durch das Umzäunen ausgewählter Flächen mit Elektrolitzen die Raubsäuger von den Gelegen und Jungvögeln fernzuhalten. Und siehe da: Es kam in Verbindung mit anderen Maßnahmen wie der Anlage von Blänken u.a. zu einer Verdoppelung ausgewählter Wiesenvogelarten zwischen 2007 und 2012. Da manche Wiesenvögel gerne kolonieartig brüten, könnte das also durchaus eine Maßnahme sein, auch anderswo solche landschaftlichen „Hotspots“ erfolgreich zu „verteidigen“, ohne gleich alles einzäunen zu wollen.
Im Ochsenmoor am Dümmer See wird durch die Fangjagd versucht, den hohen Prädatorendruck einzudämmen. Die Fallen sind teilweise mit SMS-Meldern ausgestattet. Über den Erfolg der Fangjagd am Ochsenmoor fehlen noch die Angaben. Für eine großflächig wirkende und nachhaltige Fangjagd können im Übrigen auch Berufsjäger eine wichtige Rolle spielen.
Auch das Markieren und Sichtbarmachen von Nestern ist eine Möglichkeit, die Gelege vor dem Verlust durch Bodenbearbeitungsmaschinen in Absprache mit den Landwirten zu schützen. Lesen Sie dazu mehr im „Handbuch – Gelegeschutz für Wiesenvögel“ des Landschapsbeheer Nederland bei weidevogelbescherming.nl …
Lesen Sie die Einschätzung von Umweltminister Stefan Birkner zur Bedeutung der Jagd für den Wiesenvogelschutz in celleheute.de …
celleheute.de/birkner-setzt-bei-wiesenvogelschutz-auf-jager/ ↑
Die Perspektiven für den Bestand von Wiesenvögeln im Raum nördliches Emsland/südliches Ostfriesland aus der Sicht von Karl-Heinz Augustin, Vorsitzender der Regionalgruppe Unterems der Biologischen Schutzgemeinschaft Hunde lesen Sie bei wiesenvogelschutz.de …
wiesenvogelschutz.de/pressespiegel/dustere-prognose-fur-bestand-der-heimischen-wiesenvogel/ ↑