Deutscher Bauernverband: „Weidetierhalter befürchten Verdrängung durch den Wolf“

Bei der Frage der Koexistenz von Wölfen und der Weidetierhaltung lediglich über Herdenschutz zu diskutieren, reiche nicht aus. Das stellte der Deutsche Bauernverband (DBV) bereits im vergangenen Herbst in einer Pressemitteilung klar. Die angestrebten Populationsgrößen beim Wolf stellten eine erhebliche Zahl von Weidetierhaltern vor die Existenzfrage und würden zu einem erheblichen Rückgang der Weidetierhaltung von Schafen, Ziegen, Pferden und Kühen in Deutschland führen müssen, so der DBV.

Eine solche Entwicklung kann aus Sicht des Landschafts- und Naturschutzes allerdings keineswegs erwünscht sein. Im Gegenteil: In vielen Naturschutzprojekten versuchen Behörden und Naturschutzgruppen durch das Initiieren einer Beweidung Flächen zu pflegen und zu entwickeln um so Biodiversität zu erhalten.

Lesen Sie mehr dazu in der „top agrar online“…

www.topagrar.com/news/Home-top-News-Weidetierhalter-befuerchten-Verdraengung-durch-den-Wolf-2622009.html

Auch Kälber gehören zum Beutespektrum des Wolfes. Foto: Pixabay

Auch Kälber gehören zum Beutespektrum des Wolfes. Foto: Pixabay

„Wölfe stellen Tierhalter vor erhebliche Probleme!“

Das stellte der Rotenburger Landvolkvorsitzende Jörn Ehlers im Rahmen einer Anhörung im Agrarausschuss des niedersächsischen Landtages am 10.02.2016 in Hannover klar. Politiker, die mit dem Motto „Willkommen Wolf“ den Beutegreifer hierzulande wieder heimisch machen wollten, dürften die Ängste und Sorgen der betroffenen Menschen nicht übersehen. Schäden durch den Wolf, der nicht durch natürliche Feinde bedroht werde, seien den Landwirten nicht zuzumuten und eine Forderung, die Weidetiere durch einen absoluten Schutz abzusichern, sei inakzeptabel, so Jörn Ehlers.

Der Deutsche Bauernverband vertritt die Auffassung, dass die Rückkehr des Wolfes die Weidetierhaltung grundsätzlich in Frage stellen kann. Das wurde anlässlich des öffentlichen Fachgesprächs „Herdenschutz“ des Bundestagsausschusses für Ernährung und Landwirtschaft am 25.11.2015 deutlich. Eine Reduzierung des Themas „Koexistenz von Weidetierhaltung und Wolf“ auf Fragen des Herdenschutzes werde dem Ernst der Lage nicht gerecht.

„Mittel- und langfristige Auswirkungen der wachsenden Wolfspopulation auf die Möglichkeit, Nutztiere noch auf der Weide halten zu können, würden derzeit überhaupt nicht diskutiert“, so der Deutsche Bauernverband. „Doch die Populationsgrößen, die für die Erhaltung der Wolfbestände als notwendig betrachtet würden, stellten eine erhebliche Zahl an Weidetierhaltern vor die Existenzfrage. Sie würden zu einem deutlichen Rückgang der Weidetierhaltung von Schafen, Ziegen, Pferden und Kühen in Deutschland führen müssen.“ (Quellen: Pressemitteilungen des Niedersächsischen Landvolkes und des Deutschen Bauernverbandes)

Wolfsberater der Landkreise Diepholz, Vechta und Oldenburg und vom Wolfscenter Dörverden haben inzwischen Zahlen der „Barnstorfer Wolfsfähe“ vorgelegt, die auch im nördlichen Wietingsmoor bei der Freistätter Moorschnuckenherde zu Schaden gegangen ist. Durch diese Wölfin wurden vom 02.11.2014 bis zum 31.01.2016 152 Nutztiere gerissen oder verletzt. 62% der Angriffe erfolgten in unmittelbarer Nähe von Wohnhäuser (50m-Radius), so z.B. auch am 06.02.2016 in Eydelstedt am nördlichen Wietingsmoor, als sogar die Hofkamera die Verfolgungsjagd der Schafe durch einen Wolf aufnehmen konnte. Sehen Sie hierzu den Bericht der Kreiszeitung…

www.kreiszeitung.de/lokales/diepholz/barnstorf-ort49824/tier-nahe-wohnhaus-wohlsteck-gerissen-6105042.html

Weidetierhaltung, dazu gehört auch die Mutterkuhhaltung oder die Haltung von Stuten mit Fohlen, wird durch eine sich ausbreitende Wolfspopulation erheblich erschwert. (Quelle: Pixabay)

Weidetierhaltung, dazu gehört auch die Mutterkuhhaltung oder die Haltung von Stuten mit Fohlen, wird durch eine sich ausbreitende Wolfspopulation erheblich erschwert. (Quelle: Pixabay)

MdL Marcus Bosse, SPD: „Die Entnahme dieses Tieres kann sogar zu einer Akzeptanzsteigerung des Wolfes insgesamt führen!“

Mindestens 38 dokumentierte Nutztierrisse mit mehr als 100 getöteten oder schwerverletzten Tieren innerhalb eines Jahres rund um das Große Moor bei Barnstorf reichten der CDU-Fraktion im niedersächsischen Landtag. Sie forderte am vergangenen Mittwoch den Abschuss des berühmt-berüchtigten Wolfes, während vor dem Landtag Schafzüchter gegen den rigorosen Schutz der Wölfe demonstrierten. Seit November 2014 hält die „Goldenstedter Wolfsfähe“ Schaf-, Mutterkuh- und Gatterwildhalter in Atem und hat seit Anfang Oktober dieses Jahres in drei Fällen sogenannte „wolfssichere“ Umzäunungen überwunden. Am 26. Oktober übersprang sie sogar einen 1,40m-Zaun und tötete ein Schaf. Daher fühlen sich viele Schafhalter der Region nun außerstande, ihre Herden zu schützen.

Die Gruppe der Befürworter eines Abschusses der Goldenstedter Wolfsfähe scheint zur Zeit zu wachsen und auch auf der Regierungsseite scheint man dieser Maßnahme nicht ganz ablehnend gegenüber zu stehen, wie die Landtagsdebatte zeigte. Wolfsschützer hingegen fordern einen verstärkten Einsatz von Herdenschutzhunden. Die allerdings können die Situation nur für Großschäfereien verbessern. Aus Kostengründen kommen sie wohl kaum für Hobbyschäfer oder kleinbäuerliche Nebenerwerbsbetriebe in Frage.

Unterdessen will Umweltminister Stefan Wenzel den Wolf nun besendern lassen.

Sehen Sie einen Beitrag von „Hallo Niedersachsen“ über die Landtagsdebatte vom 11.11.2015 und die Demonstration der Schäfer …

www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/Landtag-Wie-umgehen-mit-dem-Wolf,hallonds29934.html

Auch kleine Weidetierhaltungen wie diese in Ehrenburg am Nördlichen Wietingsmoor sind Mosaiksteine einer lebendigen Kulturlandschaft und tragen zur Artenvielfalt bei. Angesichts der Belastungen, die durch das Vordringen des Wolfes auf die Halter zukommen, kann man nur hoffen, dass nicht allzu viele von ihnen resigniert aufgeben. Das würde voraussichtlich zu einem Rückgang seltener Arten wie den Steinkauz führen.

Auch kleine Weidetierhaltungen wie diese in Ehrenburg am Nördlichen Wietingsmoor sind Mosaiksteine einer lebendigen Kulturlandschaft und tragen zur Artenvielfalt bei. Angesichts der Belastungen, die durch das Vordringen des Wolfes auf die Halter zukommen, kann man nur hoffen, dass nicht allzu viele von ihnen resigniert aufgeben. Das würde voraussichtlich zu einem Rückgang seltener Arten wie den Steinkauz führen.

Berufsschäfer Tino Barth spricht Klartext: „Dieser Wolf muss aus der Natur entnommen werden!“

Zwar stehen abschließende DNA-Untersuchungen noch aus, aber alles deutet zur Zeit darauf hin, dass eine Wolfsfähe, die seit knapp einem Jahr den Norden der Diepholzer Moorniederung in Atem hält, die 100-Nutztiere-Marke geknackt hat. Das bedeutet, dass sich die vielen Gatterwild- und Schafsrisse dieses Wolfes seit November 2014 auf mehr als einhundert toter oder schwerverletzter Tiere summieren. Nun wiegen zwei Vorfälle besonders schwer: Am 29.09. und 02.10.2015 wurden die Wolfsberater Dr. Marcel Holy (Landkreis Diepholz) und Dr. Torsten Schumacher (Landkreis Vechta) zu Schafsrissen am Nördlichen Wietingsmoor und am Großen Moor bei Barnstorf gerufen. In beiden Fällen hatte ein Wolf eine als wolfssicher geltende Umzäunung (90cm hohe Stromnetze mit hoher Spannung) überwunden und 16 Schafe getötet oder schwer verletzt. Die Freistätter Schäferei verlor 2 Schafe, Schäfer Tino Barth büßte 14 Schafe ein.

Die letztgenannten Vorfälle sind auch deshalb besonders bedeutsam, weil die Beweidung der Moorflächen mit Schafherden das Rückgrat der Landschaftspflege in der Region darstellt. Die Schäfereien sind darauf angewiesen, ihre Herden nachts auf Grünland mit Elektronetzen sichern zu können.

Es gibt zur Zeit keinen Hinweis darauf, dass sich ein zweiter Wolf in der Region aufhält. Dennoch besteht eine nicht geringe Wahrscheinlichkeit, dass sich die Fähe jetzt im Winterhalbjahr verpaart. Dann könnte sie ihre besondere Spezialisierung auf Nutztiere als Beute und ihre besonderen Fähigkeiten im kommenden Sommer an ihre Welpen weitergeben.

Ein Wolf gilt auch aus Behördensicht als „Problemwolf“, wenn er mehrfach als wolfssicher geltende Umzäunungen überwindet und Nutztiere reißt. Das scheint hier der Fall zu sein. Auch insofern ist die von Schäfer Barth gegenüber dem NDR geäußerte Forderung allemal nachvollziehbar.

Sehen Sie den Bericht des NDR vom 02.10.2015 zum Vorfall bei Schäfer Tino Barth:

www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Hat-ein-Wolf-wieder-Schafe-gerissen,wolf2068.html

Dieses Foto der berüchtigten Wolfsfähe gelang Dr. Marcel Holy mit einer Wildkamera in der Markonah nordwestlich von Barnstorf am 10.08.2015.

Dieses Foto der berüchtigten Wolfsfähe gelang Dr. Marcel Holy mit einer Wildkamera in der Markonah nordwestlich von Barnstorf am 10.08.2015.

„Die Rückkehr des Wolfes löst an vielen Orten keine Freude mehr aus!“

Diese Erfahrung machte der gebürtige Twistringer Reinhold Beckmann, als er mit seinem Team herumreiste und durch Wölfe geschädigte Schaf- und Gatterwildhalter aufsuchte. Ein Schafhalter in Schleswig-Holstein z.B. verlor durch einen Wolf 30 Schafe an einem Tag. Doch es geht nicht nur um Schafe. Auch Pferde-, Mutterkuh- oder Geflügelhalter müssen sich mit der zunehmenden Zahl der Wölfe mehr Gedanken machen, wie sie ihre Tiere schützen können. Auch freilaufendes Geflügel kann zur Beute von Wölfen werden. Durch sächsische Jäger sah sich Reinhold Beckmanns Team mit der Frage konfrontiert: „Wieviele Wölfe braucht das Land?… Es hat niemand was gegen den Wolf, aber in welcher Stückzahl …?“

Für Reinhold Beckmann ist klar, dass sich die Gesellschaft diesen Mut zur Wildnis mehr kosten lassen muss und dass die Weidetierhalter mehr Unterstützung brauchen. Es stellt sich aber die Frage, ob einer ausreichender Schutz der Weidetiere zu gewährleisten ist und ob die Belastungen der Tierhalter zumutbar sind. Falls durch die Ausbreitung der Wölfe die Weidetierhaltung stark zurückgedrängt wird, könnte der Preis für die Ökologie der Kulturlandschaft sehr hoch werden.

Sehen Sie den Beitrag „Die Angst vor den Wölfen – wie viel Wildnis vertragen wir?“ vom 07.09.2015 in der ARD-Mediathek…

www.ardmediathek.de/tv/Beckmann/Die-Angst-vor-den-W%C3%B6lfen-wie-viel-Wild/Das-Erste/Video?documentId=30424702&bcastId=26607604_

Von einem Wolf gerissenes Schaf am Großen Moor bei Barnstorf (Diepholzer Moorniederung)

Von einem Wolf gerissenes Schaf am Großen Moor bei Barnstorf (Diepholzer Moorniederung).

Zur Gefährlichkeit des Wolfes für den Menschen

Auch in jüngster Zeit wurden in der Diepholzer Moorniederung und anderen Teilen Niedersachsens immer wieder Nutztiere durch Wölfe gerissen. Für viele besorgte Bürger stellt sich die Frage, wie sieht es eigentlich mit der Gefährlichkeit des Wolfes für den Menschen aus?
Dort, wo Wölfe auch in den letzten 170 Jahren regelmäßig vorkamen, wurden Wolfsvorkommen auch hinsichtlich dieser Frage untersucht. Übergriffe auf Menschen oder Gefährdungssituationen wurden teilweise dokumentiert und in Beziehung z.B. zur Größe der Wolfspopulation und anderen Bedingungen wie der Beuteverfügbarkeit gesetzt.

Der deutsch-kanadische Wildbiologe Prof. Dr. Valerius Geist, Universität Calgary, nennt aufgrund seiner Erfahrungen in Kanada bestimmte Bedingungen, unter denen Wölfe gefährlich oder ungefährlich sind: „Wölfe sind nicht gefährlich, wenn sie satt sind aufgrund erfolgreicher Beutejagd auf reichlich vorhandenes Wild, wo sie entweder wenig Kontakt mit Menschen haben oder wo sie gejagt werden“, so Prof. Dr. Geist. Auch trügen ausreichend große Lebensräume ohne verfügbares Nutzvieh zur Ungefährlichkeit der Wölfe bei.

Gefährlich werde es für den Menschen, wenn für die Wölfe eine Nahrungsknappheit durch Beutetiermangel oder auch aufgrund des Alters, einer Verletzung oder Krankheit auftrete. Eine ständiger Kontakt mit Menschen z.B. auf einem Campingplatz oder einer Müllhalde könne die Situation sehr fördern, dann könnten auch „satte“ Wölfe gefährlich werden. Wölfe begännen dann, Menschen als alternative Beute zu erkunden.

Prof. Dr. Geist beschreibt sieben Phasen, die zu einer Attacke von Wölfen auf Menschen führten. Dazu gehöre zunächst das Annähern an menschliche Siedlungen infolge von Nahrungsmangel, zunächst nachts, später auch tagsüber; dann das Attackieren aller Arten des Viehs, insbesondere auch der Hunde, schließlich auch des Großviehs. Gerissenes Vieh werde u.U. durch Knurren gegen Landwirte oder Tierhalter verteidigt. Bei sich weiter entfaltender Dreistigkeit gingen die Wölfe dann dazu über, die Nähe zu den Menschen zu suchen und ihn so zu erkunden. Eventuell käme es zunächst zu spielerischen Übergriffen, bevor ein gefährlicher Angriff erfolge. Dieser sei dann aber im Grunde vorhersehbar und sehr wahrscheinlich.

Prof. Dimitij Iwanowitsch Bibikow (verstorben), international bekannter Säugetierexperte und Wolf-Spezialist von der Akademie der Wissenschaften zu Moskau, war Kenner der u.a. auch der russischen Wölfe. Er stellte heraus, dass die Gefahr für einen Menschen, von einem Wolf angegriffen zu werden, gering ist und außergewöhnliche Umstände voraussetze. Zu rechnen sei damit in Zeiten, wenn die Nahrung knapp und der Bestand hoch sei und gleichzeitig die Bekämpfungsmaßnahmen nachließen. Letzteres sei wichtig, denn bei einzelnen Tieren verliere sich allmählich die Furcht vor den Menschen, die die aggressiven Anlagen hemme. „Aber die Gefahr muss man immer im Auge haben und bei der Strategie einer Lenkung der Wolfspopulationen berücksichtigen, und man darf mit der Bestandskontrolle nicht nachlassen“, so Prof. Bibikow.

Der bekannte Zoologe und Ethnologe Dr. Erik Zimen (verstorben 2003) forschte nach 1970 u.a. an den italienischen Wölfen der Abruzzen. Er war davon überzeugt, dass die meisten Berichte von Wolfsübergriffen auf Menschen keiner kritischen Überprüfung standhalten. Das war auch seine Erfahrung in Italien. Klar war für ihn aber auch, dass bei aller Neigung zur Übertreibung und Phantasie die einschlägigen Meldungen aus den Jahrhunderten zu zahlreich, die Furcht vor dem Tier zu groß und die Stellung in der Mythologie vergangener Zeiten zu dominant war, als das man alle Berichte von Wolfsangriffen auf Menschen in den Bereich Fabel und Legende verweisen könnte. Als Bedingungen, unter denen man sich Wolfsangriffe auf Menschen vorstellen kann, nannte er Kriege, Seuchen und Hungersnöte ohne geregelte Leichenversorgung, eingeschränkte Bejagung und Beutetiermangel.

Fazit: Von einer generellen Ungefährlichkeit der Wölfe für den Menschen, wie sie nicht selten in der Öffentlichkeit dargestellt wird, kann aus der Sicht der Forschung keine Rede sein. Es ist damit zu rechnen, dass Wölfe hier und da illegal (wenn vielleicht auch ungewollt) angefüttert werden und somit eine Gewöhnung an die Nähe zum Menschen eintreten wird. Das führt nicht nur zu Verlusten beim Vieh, sondern kann auch für Menschen gefährlich werden. Politik und Verwaltung sind noch weit davon entfernt, an eine geregelte Bejagung zu denken, das zeigt die öffentliche Diskussion. Vor diesem Hintergrund kann man nicht ganz unbesorgt sein.

Literatur:
1. Geist, Valerius: „Wann werden Wölfe gefährlich für die Menschen?“ Beitrag auf der Homepage „Wolf Education International“ aus dem Jahr 2007
2. Bibikow, Dimitrij I.: Der Wolf, Ziemsen 1990
3. Zimen, Erik: Der Wolf – Verhalten, Ökologie und Myhos, München 1990

Aus Sicht der Forschung kann die fehlende Bejagung neben anderen Faktoren dazu beitragen, dass Wölfe zur Gefahr für den Menschen werden können.

Aus Sicht der Forschung kann die fehlende Bejagung neben anderen Faktoren dazu beitragen, dass Wölfe zur Gefahr für den Menschen werden können.

Niedersächsisches Umweltministerium genehmigt Maßnahmen zur Vergrämung oder Entnahme des Wolfes in Wildeshausen

Nachdem gestern ein Wolf tagsüber durch ein Wohngebiet in Wildeshausen (20 Kilometer nordwestlich des Wietingsmoores) gelaufen war, genehmigte heute das Umweltministerium „Maßnahmen zur Vergrämung oder Entnahme“ des Tieres, dass offensichtlich nicht die gewohnte Scheu vor Menschen zeigt. Zu den Maßnahmen zur Vergrämung oder Entnahme zählen insbesondere das Beschießen mit Gummigeschossen, die Entnahme durch Betäuben, u.U. aber auch die Tötung des Tieres.

An verschiedenen Stellen ließen vermeintliche Jungwölfe in den letzten Wochen den „Respekt“ vor den Menschen vermissen, um es nicht Angst zu nennen. Die Presse berichtete hierzu teilweise umfangreich.

In Drentwede am nördlichen Wietingsmoor wurden am vergangenen Wochenende zwei Kamerunschafe gerissen. Nichts besonderes mehr in einem Gebiet, in dem in den vergangenen vier Monaten um die 70 Schafe gerissen wurden, etliche davon nachweislich vom Wolf. In den anderen Fällen wird noch untersucht.

Dass sich ein Wolf in Drentwede am 28.02. auf weniger als zehn Meter Entfernung an einen mit Sparziergängern besetzten PKW näherte und keine Scheu zeigte, als der Fahrer ausstieg, überrascht aber nicht nur den Betroffenen. Das Zeigen von Interesse an Menschen und „sich nähern“ wird von Fachleuten kritisch gesehen und gilt als mögliche Vorstufe für ein gefährliches Verhalten des Wolfes. Der Wolf in Drentwede sollte also auf keinen Fall gefüttert oder sonstwie in seinem vertrauten Verhalten unterstützt, sondern mit geeigneten Mitteln vergrämt werden. Sonst könnte hier am Ende eine Entnahme unumgänglich werden.

Zur Pressemitteilung des Umweltministeriums…

www.umwelt.niedersachsen.de/aktuelles/pressemitteilungen/umgang-mit-auffaelligem-wolf-in-wildeshausen–umweltministerium-genehmigt-manahmen-zur-vergraemung-oder-entnahme-131738.html

Archivfoto von 'Canis Lupus", dem Wolf

Archivfoto von "Canis lupus", dem Wolf.

„Strom, Strom und nochmals Strom …“

… lautet die Devise, wenn es darum geht, Zäune wolfssicherer zu machen. Das liegt auch daran, dass ein effektiver Schutz ohne Strom auf großen Flächen kaum zu realisieren ist. Denn dann müssten diese Maschendrähte oder Knotengeflechte auf mindestens 1,20 m Höhe gebracht und mindestens 30 cm in den Boden eingebracht werden, damit sie nicht untergraben werden können. Lesen Sie den Bericht „Wir stehen nicht auf ihrem Speiseplan“ von Anke Seidel in der Kreiszeitung …

www.kreiszeitung.de/lokales/diepholz/barnstorf-wolfs-experte-frank-fass-raeumt-mythen-wildtier-4544696.html

Elektrisch geladene Glattdraht- oder Litzenzäune mit einer Entladeenergie von mindestens 1 Joule gelten als wolfssicher, wenn die untere Litze nicht mehr als 20cm über dem Boden geführt wird und der ganze Zaun wenigstens 90cm hoch ist. Dieser Zaun im Wiesengebiet am südlichen Wietingsmoor hat Füchse erfolgreich abgewehrt. Gegen den Wolf dürfte es oben sicher noch etwas mehr sein, um die erforderlichen 90cm zu erreichen.

Elektrisch geladene Glattdraht- oder Litzenzäune mit einer Entladeenergie von mindestens 1 Joule gelten als wolfssicher, wenn die untere Litze nicht mehr als 20cm über dem Boden geführt wird und der ganze Zaun wenigstens 90cm hoch ist. Dieser Zaun im Wiesengebiet am südlichen Wietingsmoor hat Füchse erfolgreich abgewehrt. Gegen den Wolf dürfte es oben sicher noch etwas mehr sein, um die erforderlichen 90cm zu erreichen.

Der Wolf stellt Weideviehhalter und Jäger vor Herausforderungen

„Wir sind überzeugt, dass es langfristig möglich ist, Wölfe hier in Niedersachsen zu haben“, so zitiert die Hannoversche Allgemeine Zeitung den Präsidenten der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V., Helmut Dammann-Tamke. Allerdings müsse man sich fragen, ob dem Vormarsch der Wölfe in Zukunft Grenzen gesetzt werden müssten. Zur Zeit leben etwa 50 Europäische Grauwölfe in Niedersachsen.

Gesetzlicher Schutz durch die Berner Konvention (1979) und die Flora-Fauna-Habiat-Richtlinie (1992) und ein Umdenken in der Bevölkerung machten es möglich, dass Wölfe nach 1996 zunächst nach Ostdeutschland und dann auch nach Niedersachsen einwanderten. Am Großen Moor bei Barnstorf (Diepholzer Moorniederung) gelang der erste Nachweis eines Wolfes nach langer Zeit im April 2014. Nun gilt es für die Schafhalter im Raum Barnstorf/Vechta und auch darüber hinaus, sich auf die Anwesenheit des Wolfes einzustellen, d.h. Zaunanlagen zu verbessern und ggfs. Tiere nachts in den Stall zu holen. Herdenschutzhunde dürften für die Hüteschafhalter im Wietingsmoor, Rehdener Geestmoor, Renzeler Moor, Oppenweher Moor und am Dümmer ein Thema sein.

In den vergangenen drei Wochen sind an verschiedenen Orten um Barnstorf mehr als zwanzig Schafe gerissen oder verletzt worden, ein oder zwei Wölfe werden als Verursacher vermutet. Das löste verständlicherweise blankes Entsetzen bei den betroffenen Tierhaltern aus. Der Wolf verunsichert die Viehhalter in einer Zeit, die mit der Einhaltung der EU-Bürokratie ohnehin schon viele Belastungen mit sich gebracht hat und in der die Weideviehhaltung nur in geringem Maße rentabel ist.

Nicht ganz unerheblich rumort es auch in der Jägerschaft. Wölfe ernähren sich vorwiegend von den vorkommenden Schalenwildarten und wo sie Beute gemacht haben, gibt es für Jäger natürlich Einbußen bei der Strecke. Das mag in guten Hochwildrevieren noch einigermaßen leicht zu verschmerzen sein. In den traditionellen Niederwildrevieren der Landkreise Diepholz und Vechta wiegt der Verlust vieler Rehe durch den Wolf aber schwer, weil es nur wenig Ersatz gibt, denn die Niederwildbesätze sind in den zurückliegenden Jahren deutlich gesunken. Vielleicht kann die Aussicht, den Wolf beim Ansitz beobachten und in einigen Jahren bejagen zu können, als kleines Trostpflaster dienen.

Wurden die Wölfe angesiedelt?

Immer wieder wird die Vermutung geäußert, die Wölfe in Deutschland seien nach Gefangenschaftszucht oder Wildfang von Menschen wiederangesiedelt worden. Auch ohne gesetzliche Grundlage könnte es doch sein, dass einige Tiere illegal ausgewildert worden sind. Dann müssten aber solche „Kofferraumwölfe“ irgendwo aufzufinden und zu identifizieren sein. Das allerdings kann Frau Dr. Britta Habbe, Wolfsbeauftragte des Landes Niedersachsen und verantwortlich für das der Landesjägerschaft Niedersachsen vom Niedersächsischen Umweltministerium übertragene Wolfsmonitoring, überhaupt nicht bestätigen. Sie stellt unmissverständlich klar: Mit Ausnahme eines Anfang September 2011 im „Zoo in der Wingst“ (Nähe Cuxhaven) ausgebüxten jungen Wolfes können alle bislang identifizierten Wölfe in Niedersachsen genetisch auf das zwischen 1996 und 1998 von Polen in die Lausitz (Sachsen) eingewanderte Wolfspaar zurückgeführt werden. Aufgrund von Speichelproben bei Wolfsrissen, Losungsfunden und Totfunden (meist Verkehrsunfälle) dauert es meistens nicht sehr lange, bis die DNA eines Wolfes in Deutschland analysiert werden kann und somit die Herkunft bekannt ist.

Das Comeback des Wolfes in Niedersachsen wird natürlich kontrovers diskutiert. Josy Wübben hat im Beitrag „Wie können wir mit dem Wolf leben?“ von „Hallo Niedersachsen“ (NDR) eine Diskussion geleitet, die einen idealen Überblick über den Stand der Diskussion bietet. Ihre Diskussionspartner waren Matthias Vogelsang (Wisentgehege Springe), Ulrich Merz (IG Weidetierhalter Nord-Ost-Niedersachsen), Dr. Britta Habbe (Landesjägerschaft Niedersachsen e.V.), Dr. Reinhard Löhmer (BUND Landesverb. Nds.) und Jochen Studtmann (Pferdehalter und Tourismus-Unternehmer).

Sehen Sie den interessanten Beitrag in der NDR-Mediathek …

www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Wie-koennen-wir-mit-dem-Wolf-leben,wolfstalk100.html

Europäischer Grauwolf

Europäischer Grauwolf (Canis lupus – im Wolfcenter Dörverden)

„Erster“ Wolf in der Diepholzer Moorniederung

Schon einige Zeit wurde damit gerechnet und nun ist es soweit: Ein Jungwolf wurde am 10. April am Großen Moor bei Barnstorf etwa 10 Kilometer westlich des nördlichen Wietingsmoores beobachtet und fotografiert. Lesen Sie dazu den Artikel im Diepholzer Kreisblatt …

www.kreiszeitung.de/lokales/diepholz/diepholz/wolf-barnstorf-fotografiert-3516051.html

Archivfoto von Canis lupus, dem Wolf

Archivfoto von Canis lupus, dem Wolf.